Praktika – Selbstausbeutung oder wichtige Erfahrung?

300 Euro im Monat für eine Vollzeitstelle? Kaffee kochen, kopieren und dem Chef die Türen aufhalten? Das sind nur einige der typischen Klischees von Praktika. Dennoch ist das Sammeln von Praxis-Erfahrung schon während des Studiums heute wichtiger denn je. In fast jeder Stellenausschreibung sind Praktika gefordert, jeder Hochschulabsolvent hat vor, während oder nach dem Studium […]

300 Euro im Monat für eine Vollzeitstelle? Kaffee kochen, kopieren und dem Chef die Türen aufhalten? Das sind nur einige der typischen Klischees von Praktika. Dennoch ist das Sammeln von Praxis-Erfahrung schon während des Studiums heute wichtiger denn je. In fast jeder Stellenausschreibung sind Praktika gefordert, jeder Hochschulabsolvent hat vor, während oder nach dem Studium schon einige Praktika geleistet.

Und doch gibt es einen sehr regen Diskurs darüber, ob und wie Praktika sinnvoll einzusetzen sind, oder ob Praktikanten nicht einfach günstige Arbeitskräfte sind.

Erfahrung wichtiger als Bezahlung

Ein Praktikum hat viele Unterschiede zu einer regulären Beschäftigung. Zum Beispiel, dass es nicht oder nur mager vergütet wird. Diesen Punkt kann man jedoch guten Praktika kaum anlasten, weil man in diesen sehr viel lernen kann, was in einer regulären Arbeit nicht geht. Zum Beispiel kann man ein Projektteam auf einen Kundenbesuch begleiten, die Entstehung einer Zeitung live mitverfolgen oder die Entwicklung eines neuen Automobils erleben – all das, ohne dass man selbst so tief in Arbeit versinkt, dass man für den Überblick keine Zeit hat.

Denn das soll ein Praktikum eigentlich sein: eine Möglichkeit, zu sehen, wie ein Betrieb, ein Büro, eine Behörde, etc. arbeiten und dabei so viele Aufgaben wie möglich auszuprobieren. Es geht um das Ausprobieren, nicht das pflichtbewusste „herunterarbeiten“ eines Workloads. Praktikanten, wenn sie richtig eingesetzt werden, tragen weniger zur Entlastung der Mitarbeiter bei, als dass sie Kenntnisse erwerben, die ihnen und dem Unternehmen später weitaus größere Möglichkeiten eröffnen.

Natürlich können Praktikanten auch wichtige betrieblich Aufgaben übernehmen, Kundengespräche führen, etc. Doch es steht immer der Lernanteil im Vordergrund. Der Praktikant bringt seine in der (Hoch-)schule erworbenen Kenntnisse kreativ in das Unternehmen ein, dafür wird er entlohnt, und das Unternehmen erlaubt im Gegenzug vielfältige Einblicke in die Praxis, als Teil der Entlohnung.

Nicht mit Leiharbeitern verwechseln

Ein weiterer Unterschied zu einem normalen Job ist, dass Praktika befristet sind. Wenn man sich in seinem fünften 6-monatigen Praktikum wiederfindet, sollte man sich die Frage stellen, ob es nicht etwas anderes gibt, denn als Ersatz für eine langfristige Einstellung sind Praktika nicht gedacht. Das gilt auch für Arbeitgeber. Praktikanten kommen für drei oder sechs Monate, wirken an einem oder zwei Projekten mit und gehen dann wieder. Man kann sie im Anschluss, wenn man sich ihrer Qualifikation sicher ist, einstellen.

Doch ein Praktikum an das andere zu hängen zeigt, dass man den Sinn des Praktikums nicht verstanden hat. Der Praktikant ist wie ein Student im Praxissemester oder Azubi im Werksanteil der Berufsausbildung zu verstehen, nicht als Leiharbeiter. Wenn der Arbeitgeber diese Leistung fordert, soll er auch dementsprechend entlohnen und sich nicht hinter der Bezeichnung Praktikum verstecken.

Jeder muss letztendlich selbst entscheiden, ob er oder sie ein Praktikum macht, einer Werksstudententätigkeit nachgeht oder sich anderweitig engagiert und weiterbildet. Über den Tellerrand des Curriculums hinauszuschauen ist jedoch unglaublich wichtig.

Hier noch einige Links zum Thema:

Praktikum finden:

http://www.sparkasse-bremen.de/praktika

http://praktikum.de/german/index.html

http://karriere.unicum.de/praktikum/

http://www.arbeitsagentur.de/nn_26026/Navigation/zentral/Buerger/Ausbildung/Praktikum/Praktikum-Nav.html

http://www.studentjob.de/

http://www.jobber.de/

Versicherungen beim Praktikum:

http://www.studenten-kv.de/krankenkasse_versicherung_im_praktikum.html

Asok, bester Praktikant des Internets:

http://dilbert.com/strips/comic/2000-01-10/

http://dilbert.com/strips/comic/2010-10-29/

Youtube:

Traumpraktikum: http://www.youtube.com/watch?v=AlD3Qrx1Nvo

So werden in Deutschland Autos gebaut: http://www.youtube.com/watch?v=VM36TAo6i5o

Generation Praktikum: http://www.youtube.com/watch?v=Ug0tdt0kdAg

How to get an internship: http://www.youtube.com/watch?v=12eAN_2YEns

Typical Interview Questions: http://www.youtube.com/watch?v=d0H5sn1CkAc

 


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